Freitag, 15. Juni 2012

Häme um der Häme Willen


Plakatierte Plakate lassen sich üblicherweise einer der folgenden Kategorien zuordnen: Werbung (meist), Politik (manchmal), Kunst (selten). Politik+Kunst+Sport+Ironie, dachte ich, als ich das Plakat „oh oh oh obrigado“ sah, und freute mich nicht nur über diese gelungene Kombination, sondern auch über portugiesische Sprache in deutscher Öffentlichkeit (sehr selten). In Deutschland lebende Portugiesen bedankten sich hiermit, so dachte ich, für die deutsche Besserwisserpolitik in Sachen Wirtschaft und Europa und ihre Implikationen für Portugal, bedankten sich auch, mit einen selbstironischen Augenzwinkern dafür, dass die seleção PT gegen die seleção DT verloren hat.


 Was das Hirn sich für Konstruktionen ausdenkt, nur um so etwas Ähnliches wie Logik herzustellen!
 
Gestern nun, ein Tag nach dem Spiel seleção NL gegen seleção DT stieß ich auf dieses Plakat, ich begriff meinen Irrtum und fand das überhaupt nicht mehr lustig.


Warum plakatiert man Plakate, die nichts anderes sagen als „Deutschland hat gewonnen“, wenn nicht aus Häme? Und war das Portugal-Plakat wenigstens noch originell, so ist das Niederlande-Plakat geschmacklos. Niederländische Niederlage Ausrufzeichen? Da war doch was, remember 1940? Und was skandieren deutsche Fans nach deutschen Toren im Stadion, dunkel und dumpf? Höre ich da „Sieg“? Ich bin gespannt, was sich die „Künstler“ noch so einfallen lassen, falls Deutschland weitere Spiele gewinnt. Dänemark wäre das nächste anvisierte Land …“Und morgen die ganze Welt“????








5 Kommentare:

  1. das ist eine Kampagne von NIKE (Hungry German Youth). und Fußball immer wieder mit Weltkrieg zu vergleichen ist ein bisschen armselig.

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  2. Ich vergleiche nicht Fußball mit Weltkrieg, sondern schreibe über eine Plakataktion. Kleiner, aber feiner Unterschied. Und guten Fußball weiß ich zu schätzen. Danke auf alle Fälle für den Hinweis bezüglich des dahinterstehenden Sponsors!

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  3. Es ist einfach der Wahnsinn, dass in unserem Land immer wieder die Verbindung vom Fußball zu Politik und im nächsten Schritt - genau wie oben bereits geschrieben - zum Krieg gezogen wird. Die Kampagne von Nike stellt eine Generation in den Vordergrund, die multikulturell, ehrgeizig und unbeschwert ihre Ziele verfolgt und somit einen großen Teil dazu beiträgt, dass wir zwar differenziert und kritisch aber keinesfalls mehr selbstverleugnend mit unserer Geschichte umgehen. Und wenn die Zuschauer im Stadion die Erfolge einer Mannschaft die ihre Wurzeln in Ghana, Tunesien, Polen, der Türkei, Spanien und Deutschland hat, mit dem Ausruf 'Sieg' feiern, dann ist das deren gutes Recht und eben keine Anspielung auf die deutsche Geschichte.

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    1. Wenn ich eine Menge in einem Stadion im Chor "Sieg" rufen höre, dann kommen mir, ob ich will oder nicht, Bilder in den Kopf, die weit über den Sport hinausgehen. Ich finde es eher bedenklich, wenn eine Generation heranwächst, die sich der eigenen Wortwahl nicht bewusst ist. Und dass Sport und Politik nichts miteinander zu tun haben, ist auch noch nicht abschließend festgestellt worden...

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  4. @ OK : finde ich nachvollziehbar! Mir war auch nicht wohl bei dem ersten Plakat. Häme ist uncool. Weiß auch nicht ob das in der Nike Zielgruppe bestmöglich ankommt. Betrachtet man jedoch die ganze Serie, find ich die Aktion stimmig. Frech, aber stimmig. In diesem Sinne : "Ouzo und Out!"

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